*1923 †2023
In Fürth kam er zur Welt und emigrierte mit 15 Jahren in die USA. Von 1973 bis 1977 war er Außenminister der USA und erhielt den Friedensnobelpreis. Ohne Zweifel ist er die weltweit bedeutendste und prominenteste Persönlichkeit, die die Kleeblattstadt je hervorgebracht hat. 2023 besuchte er seine Geburtsstadt zum letzten Mal.
In Meinungsumfragen wurde er einmal zum "am meisten bewunderten Amerikaner gewählt" und galt lange Jahre als der "erfolgreichste Diplomat der amerikanischen Geschichte".
Die Jahre in Fürth
Henry Kissinger wurde am 27. Mai 1923 als Heinz Alfred in der Fürther Mathildenstraße und als Sohn von Louis und Paula Kissinger geboren. Sein Vater Louis, der noch heute vielen älteren Fürthern gut in Erinnerung ist, war Handels-Lehrer, zunächst an der privaten Heckmannschule, dann in einer Grundschule für Mädchen und ab 1909 am Lyzeum am Tannenplatz. 1922 heirate er Paula Stern und zog mit ihr in eine Fünf-Zimmer-Wohnung in der Mathildenstraße 23, wo ihr Sohn Heinz Alfred das Licht der Welt erblickte.
Heinz Alfred ging auf die jüdische Grundschule. Danach wurde ihm nicht erlaubt, das Gymnasium zu besuchen, da er als Jude nicht zugelassen war. Deshalb besuchte er die Israelitische Realschule in der Blumenstraße 31.
Im Jahr 1938 verließ die Familie Kissinger Fürth und emigrierte in die USA. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der eigentlich national gesinnte Vater Louis den Übergriffen und Beleidigungen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes getrotzt.
Der ungewöhnliche Lebensweg von Henry Kissinger
In den USA studierte Henry A. Kissinger - nachdem er seinen Wehrdienst in der US-Army geleistet hatte - mit einem Staatsstipendium an der Harvard Universität politische Wissenschaft und promovierte zum "Philosophical Doctor". Bereits ab 1951 übernahm er leitende Positionen im Bereich internationaler Angelegenheiten an der berühmten Universität. In den Jahren 1955/56 gehörte er dem "Rat für außenpolitische Beziehungen Amerikas" an.
Mit einem Buch über Atomwaffen und Außenpolitik, das 14 Wochen lang auf der Bestsellerliste stand, begründete Kissinger in dieser Zeit seinen Ruf als strategischer Denker.
1962 wurde er zum Professor an der Harvard-University ernannt und stellte sich der jeweiligen US-Regierung wiederholt als Ratgeber - beispielsweise in der Berlinkrise 1958-1962 - zur Verfügung. Ende der sechziger Jahre ernannte ihn US-Präsident Richard Nixon zum Sicherheitsberater.
1973 übernahm er das Amt des Außenministers, das er bis 1977 bekleidete. Zusammen mit dem nordvietnamesischen Politiker Le Duc Tho erhielt er 1973 den Friedensnobelpreis für die Aushandlung des Waffenstillstandes in Vietnam.
Kissingers Popularität in den USA war damals sehr groß. Nur die Tatsache, dass er in Fürth und nicht in den USA geboren war - nach der amerikanischen Verfassung unabdingbare Voraussetzung - verhinderte Kissingers Kandidatur als Nachfolger Nixons.
Auch nach dem Ende seiner aktiven Zeit blieb Kissinger in engem Kontakt zur internationalen Politik. Seine umfangreichen Publikationen sind bis heute ebenso gefragt wie seine geschliffenen Reden. Seine hoch geschätzten Aussagen zu aktuellen Themen der weltpolitischen Lage haben nichts an Kompetenz und Überzeugung verloren.
Die Bürgerinnen und Bürger Fürths verfolgten jede Station des ungewöhnlichen Lebensweges von Heinz Alfred Kissinger. Seine Besuche in der alten Heimat - so zum Beispiel 1959, 1988, 1994 und vor allem am 15. Dezember 1975, als er während seiner Amtszeit als US-Außenminister mit der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Fürth ausgezeichnet wurde - galten stets als großes Ereignis.
Henry Kissinger, der Fußball und die Spielvereinigung
Henry A. Kissinger war in seiner Jugend ein begeisterter Fußballspieler und ein glühender Anhänger der Spielvereinigung Fürth, die damals noch zu den deutschen Spitzenclubs gehörte. Er selbst erinnert sich heute noch, dass er das Fußballspielen dem Lernen vorgezogen hat.
Er spielte zuerst beim jüdischen Sportclub Bar Kochba, dann bei der Schülermannschaft der SpVgg. In seiner Klassenmannschaft war er wegen seiner Führungsqualitäten Spielführer. Noch heute pflegt Kissinger die Leidenschaft zum Fußball und ist über die aktuellen Entwicklungen der Spielvereinigung Greuther Fürth bestens informiert. Bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA gehörte er zum Organisationsteam.
Ehrenbürger Professor Dr. Henry A. Kissinger
Nach der Gemeindeordnung von 1952 haben alle bayerischen Kommunen das Recht, Persönlichkeiten, die sich um ihre Gemeinde besonders verdient gemacht haben, mit der Ehrenbürgerwürde auszuzeichnen. Die Stadt Fürth ist immer sehr zurückhaltend gewesen, wenn es um die Verleihung dieser Auszeichnung ging. So sind es seit 1818 bis heute nur 18 Persönlichkeiten, welchen das Ehrenbürgerrecht übertragen wurde; nach 1945 waren es außer Henry Kissinger nur drei (Grete und Gustav Schickedanz, Max Grundig): Henry A. Kissinger erhielt am 20. Mai 1998 während eines feierlichen, weltweit beachteten Festaktes die höchste Auszeichnung, die Fürth zu vergeben hat. Die Stadt Fürth würdigte mit dem Ehrenbürgerrecht sein politisches Lebenswerk, das ihn zu einer der herausragendsten Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts gemacht hat.
Weitere Informationen
Evi Kurz, die heutige Leiterin des Ludwig Erhard Zentrums, brachte 2017 das Buch "Die Kissinger-Saga - Walter und Henry Kissinger. Zwei Brüder aus Fürth" heraus.